Blutegeltherapie

Blutegel - kleine Helfer, große Wirkung

Blutegel (Hirudo medicinalis officinalis) werden in der Medizin bereits seit Jahrtausenden zur Behandlung von Menschen und Tieren eingesetzt.

Während die Vorstellung, sich von einem solchen kleinen Sauger beißen zu lassen heute für viele Menschen zumindest gewöhnungsbedürftig ist,                                              wissen Tiere häufig instinktiv um die "heilenden Fähigkeiten"des Blutegels. Wenn sich ihnen die Möglichkeit bietet, suchen kranke Tiere gerne Gewässer auf, in denen sich Blutegel befinden, um sich "therapieren" zu lassen. Und auch viele Menschen, die einmal die schnelle Hilfe des Egels bei Entzündungs- und Stauungszuständen kennen gelernt haben, greifen gerne auf die Blutegeltherapie zurück.

Der Biss ist übrigens fast schmerzlos - viele Patienten beschreiben ihn wie einen Mückenstich. Durch den Egelspeichel werden Stoffe in den menschlichen Körper abgegeben, die entzündungshemmend, antibakteriell und gerinnungshemmend wirken. Es entsteht eine über mehrere Stunden anhaltende Nachblutung, die - ähnlich wie ein Aderlass - eine reinigende, entlastende und immunmodulierende Wirkung hat. Daraus ergibt sich ein breites therapeutisches Einsatzgebiet

Weitere Informationen zur Blutegeltherapie

Wann hilft die Blutegelherapie?

Wie wirkt die Blutegeltherapie?

Wie läuft eine Blutegeltherapie ab?

Was muss ich bei einer Blutegeltherapie beachten?

Nebenwirkungen

Wann darf die Blutegeltherapie nicht angewendet werden?

 

Wann hilft die Blutegelherapie?

Ich nutze die Blutegelbehandlung entweder als Einzeltherapie oder im Rahmen eines Gesamtkonzeptes bei folgenden Erkrankungen:

 

Venenerkrankung

Die Varikosis (Krampfadern) ist eines der bekanntesten Einsatzgebiete für die Blutegeltherapie. Zwar können Blutegel die Aussackungen der venösen Gefäße und die Beschädigungen der Venenklappen nicht rückgängig machen, sie können aber die begleitenden Beschwerden wie Schwellungen, Schweregefühl und Schmerzen schnell und deutlich reduzierten.

Auch bei akuter Phlebitis (akute oberflächlicher Thrombose), chronisch venöser Insuffizienze (CVI, chronische Krampfaderbeschwerden) sowie dem postthrombotischen Syndrom (Gewebeveränderung nach tiefer Beinvenenthrombose, hier nur nach Beendigung der medikamentösen Blutverdünnung) zeigt die Behandlung mit Blutegeln sehr gute Ergebnisse.

Gelenkarthrosen

Die Behandlung von Arthrosen ist eine weitere Königsdisziplin der Blutegeltherapie. Der Erfolg beruht vermutlich darauf, dass die entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Inhaltsstoffe des Egelspeichels Gewebe und Stoffwechselfunktionen am betroffenen Gelenk positiiv beeinflussen. Sehr gute Erfolge werden erreicht bei Arthrosen des Kniegelenks, des Schultergelenks (Periarthritis humeroscapularis) sowie des Sprungelenk. Auch die Behandlung der kleinen Gelenke der Hände und Füße, hier insbesondere bei Rhizarthrose (Arthrose des Daumensattelgelenks) und Podagra (Arthrose des ersten Zehengrundgelenks), mit Blutegeln ist empfehlenswert.

Rheumatische Erkrankungen

Vielen Erfahrungsberichten zufolge ist der Einsatz des Blutegels bei akut entzündlichen Gelenken im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung wie Rheumatoider Arthritis oder Fibromyalgie häufig sehr effektiv. Zur ursächlichen Behandlung sollte die Blutegeltherapie hier allerdings unbedingt in eine naturheilkundliche Gesamttherapie eingebunden sein.

Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung)

Insbesondere bei der häufig auftretenden Epicondylitis lateralis (Tennisellenbogen)erzielt die Blutegeltherapie häufig innerhalb weniger Tage eine deutliche und auch anhaltende Verbesserung.

Vertebragene Schmerzsyndrome (von der Wirbelsäule ausgehende Schmerzzustände)

Eine Behandlung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn bei der körperlichen Untersuchung schmerzhafte Bindegewebsstellen und Myogelosen (Verhärtungen der Muskulatur) gefunden werden. Häufig zeigt die Blutegeltherapie sehr gute Wirkung bei LWS-Syndrom (Lumbago - Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule), ISG- Syndrom (Schmerzen im Bereich des Kreuz-Darmbein- Gelenks), HWS-Syndroms (Störungen im Bereich der Halswirkbelsäule), hier insbesondere bei Brachialgie (in den Arm ausstrahlende Schmerzen) oder zervikalen Cephalgien (von der HWS ausstrahlende Kopfschmerzen). Bei Lumboischalgie (Hexenschuss) oder chronischen Schmerzen durch Bandscheibenvorfälle kann die Blutegeltherapie die Gesamttherapie sinnvoll ergänzen.

Hörsturz, Tinnitus

Bei Hörsturz und Tinnitus kann der Einsatz von Blutegeln im Rahmen eines Gesamtkonzeptes sinnvoll sein. Otitis media (Mittelohrentzündung) Bei dieser insbesondere bei Erwachsenen oft extrem schmerzhaften Entzündung sorgen Blutegel für schnelle Abhilfe.

Abszess

Über die heilende Wirkung des Blutegels bei Abszessen existieren zahlreiche positive Fallberichte.

Hämatom (Bluterguss)

Bei Hämatomen, die auch nach längerer Zeit nicht verschwinden, hilft der Blutegelspeichel schnell und effektiv.

Herpes Zoster (Gürtelrose)

Durch die Behandlung mit Blutegeln können die über Jahre immer wieder auftretenden Schmerzen der Zosterneuralgie oft vermieden werden. Im Vergleich zu der schulmedizinisch üblichen Herpes-Zoster- Therapie mit ihren zahlreichen Nebenwirkungen ist die Blutegeltherapie in jedem Fall eine hervorragende Alternative.

Wie wirkt die Blutegeltherapie?

Durch den Biss gibt der Blutegel mit seinem Speichel Substanzen in den Organismus ab, die insgesamt eine große Bandbreite therapeutisch relevanter Effekte erzielen. Nur etwa 8 bis 10 dieser Komponenten sind bislang wissenschaftlich erforscht, diverse Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass eine ganze Reihe weiterer medizinisch wirksamer Stoffe im Egelspeichel enthalten sind. Der bekannteste Wirkstoff ist das gerinnungshemmende Hirudin, daneben sind im Speichel des Blutegels weitere Wirkstoffe enthalten, die insgesamt folgendes Wirkungsspektrum zeigen:

Hämodilution (Blutverdünnung)

Die verschiedenen gerinnungshemmenden Stoffe bewirken einen einen langsamen, über mehrere Stunden anhaltenden Blutabfluss, so dass der Körper an dieser Stelle schadhafte Stoffe ausleitet.

Lymphstrombeschleunigung

Eine weitere wichtige Wirkung des Blutegelspeichels ist die Beschleunigung des Lymphstroms. Mit dem Blutfluss fließt gleichzeitig auch Lymphflüssigkeit ab, so dass neue, frische Lymphflüssigkeit nachfließen kann. Durch die Entstauung des Gewebes wird die Zirkulation in den Lymphgefäßen sowie in den venösen und arteriellen Blutgefäßen verbessert, so dass das Gewebe wieder ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und Schadstoffe besser abtransportiert werden können.

Antithrombotisch

Thrombosen sind Verschlüsse eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel. Bei venösen Verschlüssen kann das Blut nicht abfließen, es kommt zu einer Schwellung und infolge dessen zu Schmerzen an der entsprechenden Stelle. Durch thrombolytische (thromboseauflösende), gerinnungshemmenden und gefäßerweiternden Stoffe im Blutegelspeichel kann das Blutgerinnsel aufgelöst und abtransportiert werden, sofern die Behandlung frühzeitig erfolgt. Die Durchblutung des Gewebes wird wiederhergestellt und der Schmerz fast sofort gestillt. Durch die Auflösung von Ablagerungen in den Venen werden die Venenwände wieder glatter, so dass sich nicht so schnell neue Ablagerungen bilden.

Gefäßkrampflösend (lokale Gefäßerweiterung)

Durch die gefäßerweiternde Wirkung kann die Gewebedurchblutung wieder hergestellt werden, so dass Schmerzen bereits während der Behandlung verschwinden. Besonders Menschen, die unter "schweren Beinen" leiden, erfahren schnelle Erleichterung.

Antiphlogistisch (entzündungshemmend)

Durch die entzündungshemmenden Inhaltsstoffe, die Anregung des Immunsystems und die verbesserte Blutzirkulation des entzündeten Bereiches eignet sich die Blutegelbehandlung hervorragend zur Behandlung von chronischen und akuten Entzündungsprozessen.

Wie läuft eine Blutegeltherapie ab?

An der vorbreiteten Hautstelle werden die Blutegel angesetzt. Die Zahl der notwendigen Tiere richtet sich nach ihrem jeweiligen Krankheitsbild, ihrer allgemeinen Verfassung und der Größe der Egel. Ein leichter Schmerz sowie rhythmische Saugbewegungen des Egels zeigen an, dass der Biss stattgefunden hat.

Da Blutegel empfindlich auf Licht und Kälte reagieren, werden sie während des Saugvorgangs mit einer Kompresse und Watte abgedeckt.

Nach 20 Minuten bis 2,5 Stunden sind die Blutegel vollgesogen und lösen sich von selbst ab. Blutegel dürfen nie gewaltsam entfernt werden.

In seltenen Fällen kommt es vor, dass die Saugzeit allzu lange dauert. Dann kann der Saugakt sanft unterbrochen werden.

Der Biss hinterläßt eine kleine dreizackige Wunde, aus der es 3 bis 12 Stunden nachblutet. In Ausnahmefällen kann die Nachblutung aber auch bis zu 24 Stunden dauern.

Die Wunden werden zunächst für 15 bis 30 Minuten provisorisch abgedeckt. Danach wird ein lockerer Verband mit stark saugendem Material angelegt, mit dem Sie die Praxis verlassen können. Sie erhalten weiteres Verbandmaterial zur Nachversorgung.

Am nächsten Tag ist die Blutung normalerweise zum Stillstand gekommen, so dass der Verband reduziert werden kann. Wenn sich keine Komplikationen ergeben, erfolgt eine Nachkontrolle innerhalb der nächsten 3 Tage.

Was muss ich bei einer Blutegeltherapie beachten?

Für den reibungslosen Verlauf der Therapie bitte ich Sie, folgende Empfehlungen zu beachten:

Einen Tag vor und am Tag der Behandlung sollten Sie keine parfümierte Creme, kein Duschgel, keine medizinische Salbe und kein Öl verwenden, da Blutegel empflindlich auf Duftstoffe reagieren und sonst unter Umständen nicht beißen wollen. 

Falls Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen, ist es dringend notwendig, mich davon vorab zu informieren.

Bitte planen Sie ausreichend Zeit ein. Die Behandlung selbst kann zwei bis drei Stunden dauern, danach sollten Sie die behandelte Extremität für den Rest des Tages möglichst erhöht lagern und schonen.

Nach Abschluss der Behandlung erhalten Sie einen dick wattierten Saugverband, der Sie evtl. in Ihrer Bewegung einschränkt. Es ist daher von Vorteil, weite Kleidung und offene Schuhe zu tragen. Für den Fall, dass es zu einer stärkeren Nachblutung kommen, gebe ich Ihnen zusätzliches Verbandmaterial mit, das sie bei Bedarf über den bereits bestehenden Verband wickeln können.

Sollte diese Maßnahme nicht ausreichen, oder andere Nebenwirkungen auftreten, die Ihnen Sorge bereiten, bitte ich Sie, mich anzurufen. Bitte fahren Sie nach der Behandlung nicht selbst mit dem PKW. Bitte halten Sie die Nachsorgetermine unbedingt ein.

Nebenwirkungen

Ernsthafte Komplikationen sind bei der Behandlung mit Blutegeln selten. Jedoch können auch unter Beachtung der Kontraindikationen und bei sachgerechter Durchführung der Behandlung unerwünschte Wirkungen auftreten, die jedoch in der Regel harmlos und vorübergehend sind.

Häufige Nebenwirkungen:

leichter Schmerz während der Behandlung

Blutung (verlängerte Nachblutung)

Juckende Hautrötung um die Bissstellen (allergieähnlich)

Seltene Nebenwirkungen:

Infektion (Hautinfektion)

vorübergehende Schwellung der Lymphknoten

Pigmentstörungen, Vernarbungen an der Bissstelle

vereinzelt vorübergehende Anschwellung des behandelten Körperteils

Wann darf die Blutegeltherapie nicht angewendet werden?

Blutegelbehandlungen dürfen nicht durchgeführt werden bei:

Einnahme blutverdünnender oder gerinnungshemmender Medikamente (z. B.Marcumar, Heparin)

Hämophilie (Blutungsneigung)

Hämatologischen Erkrankungen (Krankheiten des Blutes)

akuten Magengeschwüren und erosiver Gastritis (Magenschleimhautentzündung)

Anämie (Blutarmut)

Immunschwäche, z. B. durch Aids, Chemotherapie

schweren chronischen Erkrankungen, z. B. fortgeschrittene Krebserkrankung, Dialysepflicht …

bekannten ausgeprägten Wundheilungsstörungen, z. B. bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, Cortison-Dauertherapie

bekannten Allergien gegen Blutegelinhaltsstoffe

Neigung zu Keloidbildung (überschießende Narbenbildung)